Die Ausstellung führt über verschiedene Blicke in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Kambodscha erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Bauboom und transformiert sich.
Die Fotografien und Videos der Schweizer Künstlerin ANNA KATHARINA SCHEIDEGGER (1976) stehen mit Arbeiten ihrer kambodschanischen Studenten in einem Dialog. Entstanden sind sie im Zusammenhang mit einem Projekt zum Thema der urbanen Entwicklung in Phnom Penh. Das Projekt wurde vom Kulturzentrum Bophana initiiert, welches sich die Erhaltung und Aufarbeitung des audiovisuellen kulturellen Gedächtnisses von Kambodscha zur Aufgabe gemacht hat.
Anna Katharina Scheidegger wurde als künstlerische Leiterin dieses Projektes beauftragt, welches sich über eineinhalb Jahre hingezogen hat. Ihre Studenten waren gleichzeitig auch Assistenten für die Recherchen und Mitarbeit am Film Borei Keila, OK, der die Zwangsumsiedlung der Bewohner eines Quartiers in Phnom Penh thematisiert. Anna Katharina Scheidegger involviert immer auch Leute vor Ort in ihre Arbeit. Diese sind nicht nur als Dolmetscher wichtig, sondern öffnen auch Türen oder Kontakte zu Menschen, zu denen die Fotografin nicht ohne weiteres Zugang finden würde. Anna Katharina Scheidegger ist es wichtig Menschen erst zu filmen, wenn diese auch wissen, dass sie gefilmt werden. Es geht ihr dabei um den Respekt, den sie ihnen entgegenbringt. Es ist ihr ein Anliegen, den Menschen eine Präsenz zu geben. Soziale Themen stehen immer im Interesse der Künstlerin, ebenso den anderen Werten, Lebensformen und Idealen, die in anderen Kulturen anzutreffen sind. Für die Interviews über die Entwicklung der Stadt war es wichtig Menschen mit verschiedenen Hintergründen zu befragen.
Das Panoramabild Aligned Cuts von PHA LINA (1980) zeigt einen falschen Querschnitt durch Phnom Penh. Es zeigt die Charakterzüge der Stadt, die nach Ansicht des Künstlers das Herz Kambodschas ist. Pha Lina lebte lange Zeit auf dem Land: Ihm erscheint die Stadt als eine Art Paradies.
Der Animationsfilm Double City von PRUM SEILA (1977) thematisiert den Bauboom, der in den letzten zehn Jahren zu extrem hohen Bodenpreisen geführt hat. Die Bewohner der Stadt mussten einen neuen Lebensstil entwickeln: Eine neue Stadt entsteht auf den Dächern der bestehenden Häuser.
Die Arbeit Wrapped Future von LIM SOKCHANLINA (1987) zeigt Baupalisaden welche die Baustellen dahinter verdecken. Die Erinnerung an einen bestimmten Ort wird von Abschrankungen verdeckt. Niemand weiss genau, was dahinter passiert.
Die Archivarbeit Khep Ruines modernes zeigt die Ruinen von Häusern, die aus der Zeit des modernen Kambodscha der 1950 er und 1960er Jahren stammen. Die Menschen wurden von den Roten Khmer aus den Häuser vertrieben, später wurden die Bauten von den Vietnamesen geplündert. Die Ruinen sind Zeugen der Zäsur und markieren das Ende einer Epoche.
Mit RIZIÈRE startet Anna Katharina Scheidegger ein Projekt dem sie ein Jahr Laufzeit gibt. Danach wird mit dem Geld der erkauften Reiskörner in Kambodscha Land gekauft und an die Betroffenen zurückgegeben. Jedes mit einem schwarzen Punkt gezeichnete Reiskorn steht für eine kambodschanische Familie, der das Land enteignet wurde. Seit 2003 sind 700 000 Menschen vom Land – Grabbing betroffen. Für 15 Franken kann man ein Reiskorn erwerben.
NARITH TITH (*1982) fotografierte Karten, welche er auf der Strasse gefunden hatte. Es sind im Frust über ein verlorenes Spiel weggeworfene, bereits zerstörte Spuren von der Suche eines jeden nach dem Glück.