Menü
Bildansicht Textansicht
Waisenhausplatz 30
3011 Bern
+41 31 321 76 47
stadtgalerie@bern.ch
Mittwoch – Freitag
14 – 18 Uhr
Samstag
12 – 16 Uhr
Waisenhausplatz 30
3011 Bern
+41 31 321 76 47
stadtgalerie@bern.ch
Mittwoch – Freitag
14 – 18 Uhr
Samstag
12 – 16 Uhr
Newsletter
Facebook
Instagram

Stefan Mauck
Ausbaureserve
25.06.–24.06.2005

STEFAN MAUCK (*1973) arbeitet in Berlin, Braunschweig und Bern. Der Atelierkünstler des Berner PROGR-Zentrums für Kulturproduktion, der den diesjährigen Sprengelpreis für Bildende Kunst gewonnen hat, setzt sich mit dem komplexen Geflecht auseinander, das sich aus architektonischen Gegebenheiten und sozialen Bedingungen ergibt. Im Zentrum seiner Arbeit steht das Haus in all seinen Erscheinungsformen, von der englischen Militärsiedlung zur Stadtvilla, vom Bauernhof zur Grosssiedlung. Der Künstler untersucht das Phänomen des Wohnens als direkten Ausdruck gesellschaftlich – kultureller Lebensformen und Ansprüche. Der Wohnbereich erscheint nicht nur als intimer Schutzraum, sondern auch als Projektionsfläche für gesellschaftliche Bedingungen und Zwänge. Die speziellen Mechanismen, die der Wohnungsmarkt entwickelt hat, um den Wünschen der Menschen nach Stabilität, Komfort und Sicherheit zu entsprechen, werden ad absurdum geführt.

Der Pavillon der Stadtgalerie wurde zu einem Dachbodenraum umgebaut. Eine sogenannte Ausbaureserve ist entstanden, auf die potentielle Interessenten in einem Inserat im Berner Anzeiger aufmerksam gemacht werden. In Anlehnung an die übliche Makler-Rhetorik werden die negativen Aspekte der städtebaulich problematischen Parzelle verschwiegen und stattdessen «die gute Verkehrsanbindung, der unüberbaubare Blick auf das Aaretal sowie die unmittelbare Nachbarschaft zu sozialen und kulturellen Einrichtungen» gepriesen.

Josef Frank wies schon 1931 darauf hin, dass die Mansarde all das enthält, was wir in den darunter liegenden, planvoll und rational eingerichteten Wohnungen vergeblich suchen: «Leben. Grosse Räume, grosse Fenster, viele Ecken, krumme Wände,… – kurz all die Vielfältigkeit, die wir im neuen Haus suchen, um der trostlosen Öde des rechteckigen Zimmers zu entgehen.» Die Mansarde ist ein Ort des Unbewussten. Normalerweise bietet sie Raum für Sperriges, Altes und Ungebrauchtes, ist Entdeckungsinsel, Rumpelkammer und Rückzugsort. Das Wort Ausbaureserve suggeriert, dass auch der letzte Zentimeter des ungenutzten Raumes funktional nutzbar gemacht werden könnte, eine Tendenz, die den gesamten städtischen Wohnungsbau bestimmt. Der Spruch «Urbanität durch Dichte» prangt auf einem der T-Shirts, die an der Wäscheleine auf dem ansonsten leerem Dachboden hängen. Stefan Mauck überprüft solche Slogans mit einem treffenden Gespür für Realsatire

weiterlesenweniger anzeigen