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Selina Lutz
Balabalabalance
16.08.–22.09.2018

Für ihre Einzelausstellung beschäftigt sich SELINA LUTZ (*1979, lebt und arbeitet in Bern) mit dem Begriff der Balance. In unserer Gesellschaft ist dieser allgegenwärtig und propagiert in Bezug auf den Lifestyle einen Idealzustand. Während das Gleichgewicht von der Natur automatisch angestrebt wird, stellt sich im Kontext der Kunst die Frage, ob Kunst aus einem Ungleichgewicht und einer inneren Unruhe heraus entstehen muss. Manifestiert sich Balance in der Bewegung oder im Stillstand?

Lutz ist Zeichnerin und experimentiert dabei mit ungewohnten Trägermaterialien. Für ihre Ausstellung schuf sie einerseits die Serie von grossformatigen Bleibildern Heavy Mental, Energy I – V, bei denen sie ihre Motive in das symbolhaft aufgeladene Material meisselt, andererseits zeichnet sie ihre Motive auf Seide. In ihren Werken ist der Leerraum ebenso wichtig wie die bearbeiteten Flächen und der Strich verliert sich dazwischen. Die Motive und die Materialwahl wecken diffuse Erinnerungen an Spiritualität und ikonografische Verweise. Die dargestellten Szenen scheinen in einer traumartigen Zwischenwelt zu schweben. Aus dieser Welt stammen auch die Figurenpaare, die in den Zeichnungen und als Tonobjekte die Ausstellung bevölkern. Sie verkörpern die Suche nach der inneren Mitte und dem emotionalen Gleichgewicht. Etliche scheinen sich dabei zwischen Ekstase und Wahn zu verlieren. Lutz interessieren die Eigendynamiken in Kippmomenten zwischen Kontrolle und deren Verlust. Diesen setzt sie sich auch während des Herstellungsprozesses mit schwer kontrollierbaren Werkstoffen aus.

Blei hat eine isolierende Wirkung und schützt vor Elektrosmog. Dem Rosenquarz wird ein ähnlicher Effekt nachgesagt und das Trinken von Tee der Marke Yogi verspricht Gelassenheit. Die Verwendung dieser Materialien verweist auf die zur Mode gewordene Suche nach Balance und den Wunsch nach innerer Reinheit.

Die hochpigmentierten Farben auf den Wänden sind bewusst eingesetzt. Sie leiten sich aus Farbnuancen der Bleioxidation sowie den in den Seide-Zeichnungen verwendeten Farben ab. In der Spiegelung werden sie vervielfacht und lassen eine weitere Zwischenwelt entstehen.

Den Arbeiten wohnen mögliche Anfänge von Geschichten inne, die sich durch die Gegenüberstellungen der Bildwelten innerhalb der Ausstellung weiterspinnen. Die Bildinhalte spielen auf eine feinstoffliche Ebene an und erzählen von geistigen Verbindungen. Immer wieder breiten sich Arme und Haare der Figuren fadenartig aus und werden zu Fühlern unmittelbarer und zukünftiger Begegnungen.

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