Für das Cadavre Exquis wird ein Blatt Papier gefaltet, mit dem Ziel eine Zeichnung in der Gruppe zu konstruieren, wobei die einzelnen Teile erst durch das Auffalten erkannt werden können. Sieben Künstlerinnen und Künstler diskutieren den Raum und das Entwickeln eines Ausstellungsprojektes im Kollektiv. Sie übernehmen den Begriff des Cadavre Exquis aus dem Surrealismus und erweitern ihn in den Raum und die Zeit. Die Ausstellung selber ist nur ein Teil des Ganzen, das durch zahlreiche Aktionen erst noch gebildet wird.
Das Cadavre exquis bedingt die Arbeit im Kollektiv, wobei aber die einzelnen machen können, was sie wollen. Diese Ausstellung will, dass das Publikum das Gesamte im Kopf auffaltet. Die trennende Wand versperrt den Überblick. Die Wand von JAN HOSTETTLER als PAR AVANT betitelt, funktioniert als Bildträger und übernimmt die Rolle des Falzes.
TASHI BRAUEN passt seine Installation aus Deckenplatten und zwei Fotografien von gefaltetem Papier in den künstlich vorgegebenen Raum ein.
Der Gang vor der Stadtgalerie erscheint als zusätzlicher Ausstellungsraum. Hier bildet die Arbeit der Literatin EVA SECK eine inhaltliche Klammer. Sie stellte nach dem Vorbild des Fragebogens von Max Frisch den Ausstellenden existentiellphilosophische Fragen. Eine Auswahl davon führt in den zweiten Ausstellungsraum.
Darin bildet die installative Arbeit von SONAM DOLMA BRAUEN die zweite Klammer, welche zwei Räume umfasst. Abgelegte Mönchsgewänder aus Lhasa treten in einen räumlichen Dialog mit in Gips gegossenen Tsa tsas, Objekte, die in Tibet eine wichtige Rolle bei der familiären Totenbestattung spielen.
FLORIAN FÜLSCHER zeigt Momente seiner Arbeit mit Demenz. Die Fotografien verweisen auf die Aktion Picknick in einem Klostergarten vor der Kulisse des Rheins. Sie zeigen den Tisch an dem das Gastmahl stattgefunden hat, vor- und nachher. Das Video Platzwechsel im Büro der Stadtgalerie zeigt die gemeinsame Zeit des Künstlers und einem 95-jährigen Mann, die auf einem Sofa sitzen, und in jeder Sequenz den Platz wechseln.
SEBASTIAN MUNDWILERS fotografische Auffaltung des Raumes gehört in eine Reihe von Kubistic room’s. Der Künstler entwickelte eine Form der Panoramafotografie, die seinem gefühlten Raumeindruck entspricht. Das Zelt, aus dessen Inneren heraus er den Raum aufgenommen hat, ist sein Atelier, mit dem er Begehungen in den städtischen öffentlichen Raum unternimmt.
ANGELO ROMANOS Aktionen finden jeweils am Donnerstag Abend statt. Er testet sein Ausstellungsmodell mit Live-Streamübertragung via Skype, indem er Akteure aus China und Deutschland nach Bern holt und diese in einen Diskurs mit dem Publikum vor Ort treten lässt.