Gross angelegte Installationen und feine Wandarbeiten wechseln sich in der Ausstellung im Rahmen der Cantonale Berne Jura ab. Eine der Fragen, der die Ausstellung nachgeht, ist, wie sich die Alltagsrealität in eine andere, spielerische, ästhetisierte Realität transformieren lässt. Das Idyllische und uns Vertraute schwankt zwischen Bedrohung, Humor und Häuslichkeit. Es wird über Beziehungen und Archive sinniert, über Wohnen in der Kunst und kunstvolles Wohnen; alltägliche Materialien und Objekte werden zu mal scheuen, mal pompös auftretenden Protagonisten und erzählen uns ihre kleinen und grossen Dramen. Ausserdem erhält die Stadtgalerie die Gelegenheit den Art Tat Ort an der Speichergasse zu bespielen.
Hinter einem seit 1885 geschlossenen Rollladen an der Speichergasse 4 hat der Künstler MARKUS ZÜRCHER den kleinsten Raum im PROGR entdeckt. Bei der Reinigung hat er PROGR-PIGMENT geerntet. Daraus sind Werke entstanden, die als Spuren auf den Aussenraum verweisen.
Die Arbeiten von LUKAS VERAGUTH ziehen sich als Roter Faden durch die Räume der Stadtgalerie und finden im Art. Tat. Ort ihre Fortsetzung. Die ortspezifischen Arbeiten, welche die Fenster der Stadtgalerie vom Innenraum aus bespielen, sind von dem funktionalen Alltag inspiriert.
Feine Verbindungen zwischen ungleichen Materialien zeichnen die Wandinstallation, von BETTINA DIEL aus. Entlang einer Wand werden mehrere, parallel laufende «Schnüre» in unterschiedlichen Farben gespannt. Der Künstlerin geht es dabei um die feine Grenze zwischen Stabilität und Zerstörung. Sie arrangiert ein experimentelles Aktionsfeld, in dem einfachste Materialien aufeinandertreffen und miteinander zu wirken beginnen. So werden beispielsweise Verbindungen zwischen einem Eisenkabel und einer häuslichen Schnur
geschaffen.
Ebenfalls aus dem Alltag stammen die Motive auf den Bildern von INGA STEFFENS. Die Werkreihe Zwischen Über und Untervernunft zeigt unterschiedlichste malerische Herangehensweisen, sie zeugt vom Versuch der Künstlerin den Wirklichkeitsbegriff auszudehnen, indem sie visuelle Realität konstruiert und dekonstruiert. Sie beobachtet Gegenstände, Nischen, Pflanzen und Menschen in Ihrem nahen Umfeld und thematisiert die Veränderung von visueller Wirklichkeit durch nichtvisuelle Wahrnehmung.
Die Roulottes von INA BRANDT, erinnern an surreale Puppenwagen. Jedes der drei Objekte steht für einen durch Material und Form bedingten von der Künstlerin assozierten Ort. Die Objekte rufen ambivalente Gefühle hervor und wiedersprechen damit ihrer auf den ersten Blick harmlosen, spielzeughaften Form.
MARTIN JAKOB lotet aus, inwieweit sich einfache Alltagsmaterialien, wie etwa Werkzeuge aus der Arbeitswelt zu Kunst «veredeln» lassen. An der Wand sind Werkzeuge zu sehen, losgelöst von deren ursprünglicher Funktion werden sie durch die Verbindungen, die sie mit anderen eingehen, unbrauchbar.
Die Installation Tunnel (Hip-Hop-Don‘t-Stop) von OLIVER ROSSEL ist zwar begehbar, aber im Kontext der Ausstellung dennoch zweckentbunden. Sie spielt an auf den Tunnel als Ort der Reflexion, als Rückzugsort, wie das Atelier.
WALTER BERGER legt direkt auf den Boden Nussbaumfournier zu einem Fächer aus und schafft damit Bilder, die an ferne Landschaften erinnern.
Das Fragmentarische erscheint auch im Werk fragments of a city without a map von MAIA GUSBERTI, die aus Fotografien der Stadt Amman ein Puzzle herstellen liess, das sie vor der Videokamera zusammensetzt. Das Material, das die Künstlerin von einem Aufenthalt in Jordanien mitbrachte, erschien ihr wenig befriedigend. Deshalb fragmentierte sie das Material noch mehr, um beim Prozess des Zusammensetzens einen anderen Zugang zum Bild-Material und dessen Verarbeitung zu bekommen.
Die Arbeit Sammlung erzählter Kunstwerke von INES SCHÄRER ist an der Vernissage und an bestimmten Freitagen (28.12./.4.1./11.1./18.1./25.1.) zu erleben. Sie erzählt den interessierten Besuchenden via skype von einem Kunstarchiv, das auch sie nur aus Erzählungen kennt. Die Künstlerin trägt Beschreibungen von Werken zusammen, welche ihr von verschiedenen Personen geschildert werden. Vom Bildhaften, Physischen in Worte übersetzt, und aus dem ursprünglichen Kontext entnommen, werden diese «Werke in Worten» in der Stadtgalerie, zugänglich gemacht.