Menü
Bildansicht Textansicht
Waisenhausplatz 30
3011 Bern
+41 31 321 76 47
stadtgalerie@bern.ch
Mittwoch – Freitag
14 – 18 Uhr
Samstag
12 – 16 Uhr
Waisenhausplatz 30
3011 Bern
+41 31 321 76 47
stadtgalerie@bern.ch
Mittwoch – Freitag
14 – 18 Uhr
Samstag
12 – 16 Uhr
Newsletter
Facebook
Instagram

Verena Schwab
Die Wärme der Hand mit dem Flug des Vogels vergleichen
05.05.–01.06.2001

«Meine Arbeit ist mit einer Art Mehrfelderwirtschaft vergleichbar. Diverse Arbeiten werden thematisch wie formal nach Brachzeiten zyklisch weiter entwickelt.» So beschreibt die Berner Künstlerin VERENA SCHWAB (*1959) den Entwicklungsprozess bewusster Langsamkeit, in dem sich ihre Fotografien und Videos, Installationen und Performances polyphon miteinander vermischen. Die Künstlerin schöpft aus einem Fundus organischer Materialien, die sie mit eigenem Körpereinsatz und technischen Mitteln untersucht und transformiert. In der Performance Handlung Pur während des Performancefestivals in Pfäffikon z.B. bearbeitete Verena Schwab verschiedene Nahrungsmittel und einfache Gegenstände mit ihren Händen, bis sie nicht mehr zu identifizieren waren. Auf einer grossen real-time Videoübertragung konnte das Publikum gleichzeitig in Nahansicht verfolgen, wie scheinbar neue Wesen aus ihren Händen wuchsen.

In ihrer neuesten Arbeit Die Wärme der Hand mit dem Flug der Vögel vergleichen, die sie in der Stadtgalerie präsentiert, fungiert die Hand der Künstlerin nicht als Motor der «Hand-lung», sondern bleibt passiv. Sie greift nicht zu, formt nicht nach, sondern wird berührt, fungiert selbst als empfindliche Projektionsleinwand. Auf der überdimensionalen Handinnenfläche zeichnen sich schlierenhafte Zeichen ab, tanzende Formationen, die von japanischer Musik und dem ratternden Stakkato einer Super-8-Kamera begleitet werden. Mit dieser Kamera hat Verena Schwab während ihres Stipendienaufenthalts am Istituto Svizzero in Rom den Zug der Vogelschwärme in der Abenddämmerung eingefangen, tausende von Staren, die bizarre Chiffren in den Himmel zeichnen. Verena Schwab hat keine ornithologische Betrachtung angestellt, sie hat das Rätsel der aerodynamischen Massenformationen nicht gelöst, sondern bewusst einen entfernten Blickwinkel ohne Zoom gewählt. Geblieben sind undeutliche Erscheinungen, die an japanische Tuschemalerei erinnern, ein Hauch, ein Klang, der sich in der Ferne verliert. Es geht der Künstlerin nicht nur um das haptische «Be-greifen», sondern auch um das feinstoffliche «Wahr-nehmen» sich überlagernder biologischer Systeme und Energien, um die Relativierung von statischen und dynamischen Zuständen. Verena Schwab hat eine mentale Landschaft kreiert, die Mikro- und Makrowelt zugleich ist. Nichts liegt klar auf der Hand, auch dort nicht, wo Lebenslinien zusammen laufen.

weiterlesenweniger anzeigen