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Diplomausstellung 03
Ana Roldan Sanchez, Esther Sanchez
09.08.–16.08.2003

ANA ROLDAN SANCHEZ (* 1977 Mexico City) arbeitet in verschiedenen Medien, in Video, als Performerin, mit Installationen. «Stage» – so nennt sich der neue Raum der Stadtgalerie. Kein Ausstellungsszenario wird damit aufgerufen, sondern die Vorstellung einer Bühne für Kunst, die keine Beziehung zum Theatralischen scheut. Ana Roldan macht sich diesen Ort mit einer minimalen Installation zu eigen: Objekt Nr. 1 erstreckt sich als ein langgezogenes Dreiecksprofil in Wachs dem Boden entlang, folgt dem Raum und teilt ihn zugleich in spitzem Winkel. Aus dem Off erklingt eine ruhige Stimme, die gelegentlich und in einfachen Variationen einen Text der Künstlerin spricht: «…. Und in jedem Ort kann ein Raum spielen. Wenn der Raum im Ort spielt, können viele Sachen erscheinen. Die sinnliche Bestie, der Dampf des Lebens, Landschaften, die man sich selber bauen kann…» Dieses Objekt hat keinen Sockel mehr, oder könnte selber Sockel sein. Nur der Text gibt ihr einen neuen Rahmen, bindet sie an «Stage» und weitet sie zugleich in andere Räume aus. Wenn das Gesprochene verklungen ist, bleibt die Bühne mit dem Objekt allein.

ESTHER GRABER (* 1981 Sarnen)
Vielleicht lebt es, vielleicht atmet es, vielleicht stellt es eine einfache Lebensform dar – Esther Grabers Objekt trägt keinen Titel. Als Erreger oder Bazillus, der Krankheiten überträgt, greift es nach der Betrachterin und versucht sie mit tentakeligen Auswucherungen aus altem, grauvergilbtem Schaumstoff einzufangen und anzustecken. Geschwulstige Auswüchse und die unregelmässig strukturierte, raue Aussenhaut wirken abstossend und so, als wären sie unangenehm zu berühren. Das kugelige Ding spielt auf Reaktion, will Mitleid, lockt schauerlich schönes Gruseln im Betrachter: Durch analytische Distanz (ein Blick durchs Mikroskop) können selbst graue, widerliche Substanzen, die sich beispielsweise im eigenen Körper oder im Staubsaugersack finden, faszinierend und poetisch werden. Wer sich im beengend kleinen Raum der Stadtgalerie am verschwitzten Schaumstoff vorbei mogelt, muss damit rechnen, in Kontakt mit dem Ding zu treten: Es wacht auf, bewegt sich schwebend und leicht, tanzt. Durch konsequente Verweigerung schenkt die Künstlerin ihrem Objekt ein Eigenleben mit der Fähigkeit zu fühlen und sich hinzugeben. Eine aussichtslose, einsame und traurige Hingabe allerdings: lieben wird man es nie – das Ding – im besten Fall wird man sich von seinem Ekel loskaufen und mit hingeschmissenen Almosen, getarnt als gute Tat, den Abstand halten können. Esther Graber schafft mit ihrer Arbeit ein herausforderndes Spiel um körperliche Präsenz und um aktives Hin- und Wegschauen.