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George Steinmann
Future Now
30.10.–11.12.2021

Der in Bern lebende Künstler George Steinmann versteht seine Arbeiten als «wachsende Skulpturen». Integriert im sozialen Raum schaffen sie Beziehungen, machen Interdependenzen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen erfahrbar, sind als Prozess angelegt und werden mit der Zeit in ihr eigenes Leben entlassen. Der Titel der Einzelausstellung des Künstlers in der Stadtgalerie ist ein Appell: Zukunft jetzt! Es ist ein im Werk des Künstlers seit den 1980er Jahren anhaltender Anspruch einer zukunftsgerichteten Perspektive der Kunst und der Kultur angesichts der durch Menschen verursachten ökologischen Krise. Das Verhältnis von Kultur und Zukunft ist für ihn kein lineares oder instrumentelles. Future Now fordert nicht eine spezifische Zukunft, sondern Zukunftsfähigkeit.

Durch sein Engagement wird der Künstler Steinmann auch zum Kulturpolitiker. Seit der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro setzt er sich dafür ein, dass Kultur anerkannter und integraler Bestandteil der Umsetzung umweltpolitischer Ziele wird. Die drei üblichen Zieldimensionen der nachhaltigen Entwicklung (sozial, ökonomisch, ökologisch) gelte es mit der ästhetischen Dimension zu ergänzen: «Ich bin überzeugt, dass ein Paradigmenwechsel hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft ohne die Wissensform Kunst nicht möglich ist». *

Wie in seinem Atelier verräumlichen sich in der Ausstellung Future Now die verschiedenen Felder, welche das Denken und Handeln Steinmanns prägen: marginalisierte Wissensformen, Politik, Kunst und Wissenschaft. Auf Tischen breiten sich in nicht-hierarchischer Ordnung Bücher aus, gesammelte Studien, Dokumente und Korrespondenzen, gefundene Objekte und auch Proben von Material, wie Flechten- und Heidelbeertinkturen. Seine Praxis wird zur Ausgangslage einer Befragung eines Missstandes: die marginale Präsenz der Kultur in der Agenda 2030 – den 17 Zielen zur nachhaltigen Entwicklung der UNO-Mitgliedsstaaten, zu deren Umsetzung sich auch die Schweiz verpflichtet hat. Um der Befragung und dem Anliegen eine Mehrstimmigkeit zu verleihen, werden während der Dauer der Ausstellung in mehreren öffentlichen Gesprächen und einem Workshop konkrete Handlungsfelder mit Personen unterschiedlichen Hintergrunds diskutiert und erarbeitet. Die Gespräche werden aufgezeichnet und online zugänglich sein. Begleitet wird Future Now durch die gleichnamige Publikation, die als integraler Bestandteil in der Ausstellung für die Besucher*innen zum Mitnehmen aufliegt.

*Stadtgalerie (Hg.), George Steinmann – Future Now, 2021, S. 110.

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