SEBASTIAN MESCHENMOSER thematisiert Bewegung mittels des Lichts. Er betitelt sein raumgreifendes Werk schlicht Chronoinstallation. Es basiert auf den fotografischen Experimenten von Eadweard Muybridge um 1900. Dieser hielt Bewegungsabläufe von Tieren und Menschen in einzelnen Bildern fest. Meschenmoser kehrt Muybridges Technik um und stellt fünf lebensgrosse Figuren her, die verschiedene Bewegungsstadien von Hirschen zeigen. Die Bewegung der Hirschfiguren entlehnt Meschenmoser einer Muybridge Fotosequenz, von Damhirschen im Sprung. Anhand eines ausgestopften Hirsches, den er bei sich im Atelier hat, stellt er die Figuren her. Auch Skizzen nach realem Vorbild aus dem Tiergarten dienen als Grundlage. Die lebensgrossen Tiere fertigt der Künstler aus Holz, Maschendraht und mit der Technik des Papier maché an. Details modelliert er zudem mit Modelliermasse und bemalt sie mit Ölfarbe. Die Tierfiguren werden so bemalt, dass ihre Bewegung im Licht unterstrichen wird. Im stockdunklen Raum werden die Figuren von Lichtern angeblitzt. Es wird eine fliessende Bewegung simuliert, die die Illusion eines durch den Raum springenden Hirsches erzeugt.
Sebastian Meschenmoser, 1980, lebt und arbeitet in Berlin. Sebastian Meschenmoser ist in Frankfurt am Main aufgewachsen und studierte an der Akademie für Bildende Künste Mainz. Er ist vor allem Maler und Zeichner, fertigt aber immer wieder auch Objekte und Installationen an, die er wiederum in Malerei umsetzt.
WOLFGANG ZÄT
Die grossen Linolschnitte, deren Formate über zwei mal drei Meter aufweisen, entstehen in mehreren Schritten; ihre Entstehung dauert vom Beginn bis zum Abschluss der Arbeit mehr als ein Jahr. Im Atelier spannt Zät die Linoleumdruckplatte auf ein Brett und skizziert darauf wie bei einer grossen Tuschzeichnung mit Pinsel oder mit Stiften die grossen Bewegungen. Diese ersten Bildfindungen geschehen relativ spontan und werden auch mehrere Male wieder verworfen. Der Linoleum lässt sich leicht abwaschen. Der Prozess dieser ersten Phase dauert so lange bis der Künstler überzeugt ist, dass ihm diese Vorarbeiten genug Möglichkeiten offen lassen, sie in einen Druck zu übersetzen. Das heisst, in diesem Moment der Bildfindung muss der Entwurf zwar soweit gediehen sein, dass er die Leitlinien anzeigt, aber gleichzeitig so vage, dass er eine Umsetzung nicht behindert. Zät setzt meistens in einer zentralen Region auf dem Format an und entwickelt das Werk noch einmal von dort aus. Nun aber mit dem Schneidewerkzeug. Diese zweite Phase ist verhältnismässig lange. Der Prozess der schliesslichen Bildfindung zwingt den Künstler zu definitiven Entscheidungen, denn die herausgeschnittenen Linien und Flächen lassen sich kaum mehr rückgängig machen. Die Technik des Linolschnittes, wie alle Hochdrucktechniken, fordert den Künstler heraus, sich festzulegen. Was herausgeschnitten wird, wird nicht gedruckt, es entstehen weisse Flächen und Linien. Dabei ringt er um jede Form, erschafft die Bildfläche als ein für den Hochdruck beeindruckend feines Geflecht aus weissen und schwarzen Linien. Es entstehen fein ziselierte Gebilde, die auf dem Papier abgedruckt werden. Der fertig geschnittene Linoleum wird mit grossen Walzen von Hand eingefärbt. Das Papier wird anschliessend von mehreren Personen gleichzeitig von Hand mit kleinen Rollen abgerieben. Die Herstellung eines Abzugs dauert einen Tag. Dieser Aufwand erklärt die Beschränkung auf Kleinauflagen von sechs Exemplaren. Was ausgestellt wird, ist nur die letzte Sequenz des Arbeitsprozesses. Diese Bilder sind offene Kunstwerke, Palimpseste, die entstehen durch das Überlagern von Zeichen auf dem immer gleichen Grund. Gerade deshalb regen sie die Vorstellungskraft der Betrachtenden an. Die grossformatigen Blätter entfalten zudem durch ihre physische Präsenz eine Sogwirkung, und führen in unbestimmte Landschaften und Räume, zu Erinnerungen an Meere, Felsen und Wälder.
Wolfgang Zät, 1962, lebt und arbeitet in Bern. Wolfgang Zät ist Maler und Zeichner. Seit Beginn seines Schaffens wandte er sich immer wieder den verschiedenen Drucktechniken zu und beschäftigte sich lange Zeit mit der Radierung. Seit gut zehn Jahren konzentriert er sich auf den Hochdruck, da nur dieser das Ausführen von grossen Formaten zulässt.