Das Künstler-Kollektiv eggerschlatter besteht aus Benjamin Egger (*1981) und Sabine Schlatter (*1977). Seit zwei Jahren arbeiten die Künstler, die an der Zürcher Hochschule der Künste studiert haben, als Team. Sie betrachten die Gesellschaft und ihre Systeme als ein Gewimmel von Teilen. Auch wenn es sich als Ganzes willkürlich verhalten kann, stehen die einzelnen Elemente in einer definierten Beziehung zu einander. Die Künstler interessieren sich für die scheinbar unkontrollierte Dynamik von Gemeinschaften, die sich neuer Räume bemächtigen. Fragen der räumlichen und gesellschaftlichen Abgrenzung thematisiert das Duo ebenso wie Aspekte der Ausbreitung und Fortpflanzung.
Im Mittelpunkt der Videoarbeit, die eggerschlatter für die Ausstellung Inmitten des Prinzips realisiert haben, liegt ein Feuerwerk, das in einem Gewächshaus gezündet wurde. Mischwesen und eine fabelhafte Schneeeule sind Akteure in einer Rahmengeschichte, die sich um das Entfachen dieses Feuerwerks dreht. Diese Situation wird zudem von einer Akkordeonspielerin und einem Sänger begleitet, die pausenlos spielen. Ein wiederkehrendes Element, ein Ritornell, spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie Schlangenbeschwörer treten sie als Begleiter des Feuerwerks in Erscheinung. Die repetitive Art des Ritornells schafft so einen Raum, der dieses Ritual in einem geschlossenen, der Welt entrückten Rahmen zusammenhält. Unkontrolliert und willkürlich breitet sich das Feuerwerk aus nimmt den Raum in seinen Besitz und zerstört mit seiner gefährlichen Schönheit die räumliche Enge.
Hinter dieser verzauberten Welt verbirgt sich aber eine dezidierte gesellschaftskritische Haltung: Die Bilderwelten stehen als Bedeutungsträger für die politischen und sozialen Diskrepanzen, die unsere Gesellschaft durchziehen. Die Künstler benutzen Elemente, die eine grosse gesellschaftliche Akzeptanz geniessen, wie das Feuerwerk, setzen es aber in ihrer Arbeit in neue Zusammenhänge und Kontexte. Die Dekonstruktion der kollektiven Wahrnehmungsebenen, die dabei entstehen, lässt ein Hinterfragen von gesellschaftlichen Normen zu. Der Gegensatz zwischen dieser entfremdeten Geschichte und der effektiven Gefährlichkeit der Aktion wird in der Loge ersichtlich, da die Reste des Gewächshauses als Teil der Ausstellung gezeigt werden.
In der Loge wird zudem einem Schleimpilz installativ einen Lebensraum gegeben, dessen Konsequenzen nicht abzusehen sind. Wird die Architektur der Loge eingenommen oder sogar zerstört? Ein Schleimpilz ist ein Geschöpf, als wäre er nicht von dieser Welt. Er ist weder Tier noch Pflanze, er ist eine Mischform. Unter idealen Bedingungen kann der Schleimpilz pro Stunde einen Zentimeter wachsen. Er besteht aus vielen einzelnen Teilen, die sich alle unabhängig voneinander bewegen können. Verbinden sich diese Teile, kann er sehr schnell zu etwas Grossem, Unkontrollierbarem werden. Eine Absicht bleibt dabei ebenso unklar wie die Folgen, die aus seinem Wachstum resultieren können. Ein Wesen wie ein Schleimpilz kann in diesem Zusammenhang als Bild einer wild wuchernden Gesellschaft stehen, deren Gesetzmässigkeiten ebenso trivial wie undurchsichtig erscheinen.
Die Ausstellung, die die Idee der willkürlichen Vereinahmung von Räumen thematisiert, erweist sich als Gegenbild zu einer sozial, gesellschaftlich und politisch durchorganisierten Gesellschaft. Eggerschlatter legen uns den Gedanken nahe, dass dieses System anderen Gesetzmässigkeiten folgt, als es das kollektive Bewusstsein zu glauben vermag. Diese Ausstellung lässt eine Situation entstehen, in der sich die entfremdete Welt des Videos, das Gewächshaus-Relikt und der Vereinahmungsvorgang des Schleimpilzes überlagern. In der Ausstellung Inmitten des Prinzips nehmen dynamische Prozesse den Raum ein.