1
SAMUEL JEFFERY
Untitled, 2017
PVC, Acrylgrundierung, Isolierband
30.5 x 47.5 x 28 cm
Untitled, 2019
PVC, Acrylgrundierung, Oldtimeröl
30.5 x 50.5 x 32.5 cm
Geschnittene, erhitzte und dann gebogene PVC-Blätter formen die zwei Behälter, die Teil einer fortlaufenden Werkserie Samuel Jefferys sind. Jeder ist auf einem Sockel platziert. Die containerartigen Objekte sind mit unterschiedlichen Materialien behandelt und mit Baumarktfarbe bemalt. Sie scheinen nach genauen Standards gefertigt und unterscheiden sich dennoch in Details voneinander. Die äussere Oberfläche von Untitled (2019) wurde mit einem Motorenöl bearbeitet, das für Oldtimer-Motoren benutzt wird. Ähnlich wie das Auto könnte man sich die Objekte als Behälter zum Transport nicht identifizierter Übertragungen vorstellen. Das Motorenöl und seine Assoziation mit dem Mechanischen akzentuiert hier bloss den Zustand der Trägheit dieser Container und verleiht ihnen eine leicht militärisch-industrielle Nostalgie. Gleichzeitig sind sie Behälter für potenzielle, zukünftige Ereignisse. Dadurch schaut diese Arbeit in der Zeit zurück und nach vorne.
2
RICHARD SIDES
The slowest plane crash ever recorded in history, 2020
1-Kanal HD, Monitor, Beton, Sperrholz
120 x 50 x 25 cm
The slowest plane crash ever recorded in history. Der langsamste Flugzeugabsturz, der jemals in der Geschichte aufgezeichnet wurde. Der Titel suggeriert ein Ereignis, das so langsam ist, dass es sich der ereignisbezogenen Logik der technischen Vermittlung widersetzen müsste. Die Frontwand von Richard Sides Arbeit ist mit Sperrholz abgedeckt. Eine in vier Teile gebrochene Wand erlaubt nur indirekte Blicke seitlich ins Innere der Betonstruktur. Die Wände verlaufen perspektivisch nach hinten und erzeugen dadurch einen trägen Sog ins Innere, in Richtung einer flackernden Lichtquelle: hypnotisierend wie das Beiwohnen eines sich ewig hinziehenden, unaufhaltsamen Ereignisses. Der Titel der Arbeit ist einem YouTube-Kommentar entnommen, zu dem Interview mit Prinz Andrew, der sich über fünfzig Minuten versucht aus dem Epstein-Skandal herauszuwinden.
3
K.R.M. MOONEY
Accord, A Chord I, 2016
Verbundplatten, Vinyl, Aluminum, Stahl, Kolbenhirse, Silber, Pfeife, Lötung
45.7 x 35.6 x 7.6 cm; 53.3 x 45.7 x 7.6 cm
Verbundplatten bilden die Aussenhülle der Arbeit Accord, A Chord I, die aus zwei unterschiedlichen, boxartigen Skulpturen besteht, die direkt auf dem Boden platziert sind. Entstanden ist die Arbeit für eine Ausstellung in einem ursprünglich als Mechanikwerkstatt genutzten Wohnhausanbau. Sie bezieht unterschiedliche Materialien oder Strukturen mit ein, die sich je nach den Umweltfaktoren ihrer Umgebung verändern können. In und um die Boxen sind Samen und Pflanzen angeordnet, die von Menschen wie von Tieren gleichfalls genutzt werden; einige in Metalle gegossen, andere getrocknet. Sie normalisieren die Allianzen zwischen Materialien und ihren unterschiedlichen Assoziationen. Mooneys Arbeiten verbindet partizipative Akteure, wie bereits existierende Systeme und ihre angrenzende Umgebung, mit skulpturalen Formen und Verhalten. Dadurch nehmen Mooneys Arbeiten Zwischenpositionen ein zwischen abstrakt, autonom und ortsspezifisch.
4
AMY YAO
Weeds, 2015
künstliche Blumen, Silikon, künstliche Nägel
30.5 x 43 x 18 cm
Seidenblumen und Knochen, Fingernägel und Nüsse aus Kunststoff füllen das Volumen einer transparenten Schutzhülle für Kissen. Materialien die auch in anderen Arbeiten der Künstlerin Amy Yao zu finden sind. Sie markieren Orte wo sich eine spezifische Häuslichkeit und industrielle Produktion treffen. Die konservierten und immerblühenden Seidenblumen stehen einer Zirkulations- und Produktionslogik gegenüber, in der Abfall kein Beiprodukt, sondern deren grundlegende Voraussetzung ist. In dem Sinn veranschaulicht die Arbeit Weeds auch wie sehr die starre Trennung der Kategorien «natürlich» und «künstlich» mit einer bestimmten Form der Produktion verbunden ist.
5a / 5b
ROSA AIELLO
Resolve, 2020
2 bewegungsaktivierte Lautsprecher
Masse variabel
Die Sensoren der zwei kleinen Geräte registrieren die Bewegungen in ihrer näheren Umgebung und arbeiten dadurch als elektrische Schalter. Bewegung aktiviert den integrierten Lautsprecher so, dass jedes Gerät einen unterschiedlichen Akkord abspielt: jeweils den ersten Teil eines zweiteiligen Tritonus. Die Geräte sind nach einer bestimmten Reihenfolge im Raum angeordnet. Der erste Akkord erzeugt ein Gefühl der Erwartung, oder Spannung. Der zweite löst die Erwartung auf oder vervollständigt sie. Die minimalen Unterschiede verstärken umso mehr die durch die Geräte veränderten Raumbedingungen und zeigen die Konsequenzen die der konfigurierte Raum für die gelebte Erfahrung haben kann.
6
LISA HERFELDT
Slithering, 2019
Acrylglas, Nylonstoff, Polyestervlies
23 x 67 x 23 cm
Es sind synthetische Affekte, welche diese zungenartigen Objekte in Pose setzen. Transparente Kuben aus Acrylglas sind die Behälter der ansonsten körperlosen Zungen.
7
MAGGIE LEE
Alfred Hitchcock Microchipped Pigeon, 2020
Packband, Flockfaser, Acryl, Fotokopie
33 x 27.9 x 2.5 cm
Braunes Packband auf Leinwand. Drei Fotografien als Etiketten dieses Bild-Pakets: ein schlecht aufgelöster Print eines antikisierten Kinderbettgestells, ein Magazinausschnitt eines Blumengeschenks und eine Taube mit Mikrochip auf dem Kopf. Alfred Hitchcock Microchipped Pigeon, kann als Titelvorschlag gedeutet werden für einen fiktiven (und nicht existierenden) Film von Alfred Hitchcock. In einem Versuch, die Mechanismen der Spannung in seinen Filmen zu beschreiben, prägte Alfred Hitchcock den Begriff des «MacGuffin». Der MacGuffin beschreibt mehr oder weniger beliebige Objekte oder Lebewesen, die in einem Film dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Nutzen zu sein. Das fremdgesteuerte Verhalten einer mikrogechippten Taube oder ein ungewolltes Geschenk könnte diese Funktion innerhalb dieser angedeuteten Geschichte einnehmen.
8a
MARTA RINIKER-RADICH
A Frame of Cast Iron Lace, 2018
Farb- und Bleistift auf Papier 29.7 × 21 cm
8a
The Vapors, 2019
Farb- und Bleistift auf Papier
29.7 × 21 cm
Die Schatullen aus der Serie von Zeichnungen der Künstlerin Marta Riniker-Radich handeln von dem privilegierten Moment der persönlichen Pflege, der es uns ermöglicht, uns zu isolieren, an uns selbst und nur an uns selbst und sonst niemanden zu denken. Die Schatullen komprimieren die häusliche Sphäre, mit ihrem Versprechen vom Schutz vor der Aussenwelt und erzeugen dabei einen konstant bedrohlichen Unterdruck. Die akribische Technik der Farbstiftzeichnungen bestärken dieses latente Gefühl der angespannten Stille. Der Raum der Box ist oft Ausgangspunkt für die Konstruktion der Zeichnungen der Künstlerin: Er ist sowohl geschossen als auch unendlich, wie eine Zauberkiste mit leerem Boden.
9
KASPAR MÜLLER
Ohne Titel, 2020
Holz, Metall, Münzen, Lack, Acrylfarbe, Glitter, Strasssteine
46 x 16 x 32 cm
Man sieht, dass dieses Objekt eine historistische Hausapotheke war. Sie ist ihrer ursprünglichen Funktion nicht zwingend beraubt worden. Mit der Bearbeitung durch den Künstler hat sie bloss ihren Status geändert. Das Kästchen Ohne Titel ist überzogen mit Schichten die unterschiedliche Zeitlichkeiten suggerieren: Studiozeit des Künstlers, Zeit des Materials, Historismus. Eine verführerische Patina, die jeden Wunsch nach Authentizität bedient und gleichzeitig nie einlöst.
10
PATRICIA L. BOYD
SL-1200MK2 Face: Christian Andersen, 10/25/19-12/21/19, 2019–2020
Gebrauchtes Kochfett, Wachs, Dammarharz, Spanplatte
63 x 54 x 10 cm
SL-1200MK2 Face: Christian Andersen, 10/25/19-12/21/19 ist Teil einer fortlaufenden Werkserie der Künstlerin Patricia L. Boyd. Die Arbeiten der Serie durchlaufen verschiedene Stadien und schaffen Verbindungen zwischen der physischen und logistischen Architektur einer Institution oder Galerie: Die Negativformen, gegossen aus einer Mischung von gebrauchtem Kochfett, Wachs und Dammarharz, werden vor Ort in die Wände der ausstellenden Galerie oder Institution eingelassen. Getragen wird der Guss von einer Spanplatte, die nahtlos und unsichtbar Teil der Ausstellungswand wird. Wie eine Prothese ist die Spanplatte nicht einfach ein Anhang, vielmehr verändert und konfiguriert sie die Arbeit neu. Nach der Ausstellungsdauer wird Negativform und Platte herausgelöst und zu einer freistehenden Skulptur (Box) umgebaut, die nun zirkuliert und in einer beliebigen Anzahl nachfolgender Ausstellungen gezeigt werden kann. Dabei wird der Titel der Arbeit erweitert durch die Ausstellungsdaten und den Namen des Ausstellungsortes, wo sie als erstes gezeigt wurde. Die unterschiedlichen Negativformen stammen von Komponenten zweier Objekte, die Patricia L. Boyd an einem Liquidationsverkauf einer Techfirma in San Francisco gekauft hat: ein Herman Miller Aeron Bürostuhl, und ein Technics SL-1200 Plattenspieler.
11
MANUEL BURGENER
Untitled, 2017
Glas, Karton, LED, Spirituosen
43.5 x 25.5 x 44 cm
Das Volumen des unteren Glaskubus leitet sich von derjenigen der Versandpackung für Schleifpapier der Firma Sia Abrasives ab. Die Kartonbox ist so platziert, dass sie jeder Statik widerspricht und erst das Öffnen die tragende, gläserne Struktur frei gibt. Darin stehen eine Flasche mit selbst destillierten Gin und Gläser – eine Situation die von den Besucher*innen aktiviert werden kann.
12
CAMILLE ALEÑA
Fortnum and Mason, 2017
9 Musikboxen, Arduino-Board
41ø x 17 cm
Fortnum and Mason besteht aus Musikboxen des gleichnamigen, britischen Luxus-Kaufhauses. Das nostalgiebeladene, mit einem Pferdekarussell bedruckte Produkt ist gleichzeitig Biskuitdose und Musikbox. Für die Arbeit von Camille Aleña wurden die originalen Melodien und Drehmotoren beibehalten, transformiert und neu arrangiert zu einer sich alle sechs Minuten wiederholenden, geisterhaften Choreographie.
13
ANGHARAD WILLIAMS
Wet flannel on my side like the saddle on a horse, 2016–2020
Papier, luftgetrockneter Ton, Acryltinte, Scharniere, Aufbewahrungsbox
55 x 18 x 78 cm
Angharad Williams Kunststoffboxen sind Mikroszenen. Sie bewegen sich zwischen behelfsmässiger Vitrine und Aufbewahrungsbox für Materialien die eine bestimmte Leseumgebung schaffen, für die Texte welcher den Boxen beigelegt sind. Geschichten die sich aus Verzweiflung, Vulgarität und Verführung speisen. Die Gegenstände zeichnen Collagen nicht anwesender Charakteren – Überreste die den Geschichten entnommen wurden. Die in der Stadtgalerie gezeigte Box ist Teil dieser fortlaufenden Serie.
14
DAVIDE STUCCHI
Her Mess, 2019
Karton, verschiedene Gegenstände
38 x 13 x 6 cm
Her Mess, 2019
Karton, verschiedene Gegenstände
38 x 13 x 6 cm
Her Mess, 2019
Karton, verschiedene Gegenstände
38 x 13 x 6 cm
Her Mess, 2019
Karton, verschiedene Gegenstände
38 x 13 x 6 cm
«Personal effects ist eine unglaubliches Wort um die Dinge zu beschreiben die man besitzt. Ich liebe Wortspiele, besonders wenn Englisch nicht die eigene Muttersprache ist. Man tendiert dazu ‹Bedeutungen› / Etymologie noch wörtlicher zu verstehen. Es enthüllt die Grenzen der eigenen kognitiven Fähigkeiten und führt einem die Arbeit vor Augen, die man investieren muss um mit dem alltäglichen Strom Schritt halten zu können. […] Das Wort Personal effects, Titel von Arbeiten von mir, wie Her Mess oder Neck Laced, bietet die schöne Möglichkeit, die Werke auf einer Zeitachse von Aktionen zu verordnen. Es fühlt sich definitiv so an, als würden die Arbeiten einen abwesenden Adressaten heraufbeschwören. Es sind Objekte die eine bestimmte Klasse / soziale Stellung anzeigen. Für mich wirken sie ziemlich bourgeois. Es ist unglaublich wie schwierig fassbar die Hinterlassenschaften sind von Personen in unserem Leben, und wie immateriell die meisten. Düfte, Körperstellen die einst berührt wurden von Liebhabern und Freunden, zu bestimmten Tageszeiten. Ich weiss nicht wie das passiert ist. Seit Jahren drehe ich mich hin und wieder um, nur um zu sehen wie spät es ist, und es ist 4.40 Uhr, oder um diese Zeit herum. Ich habe lange gewartet auf einen guten Freund von mir, von dem ich tief besessen war und den ich liebte, um ihn zu treffen und gemeinsam nach der Schule einen Snack zu nehmen. Wir reden nicht mehr miteinander.»
Davide Stucchi in Korrespondenz mit Bruno Zhu
15
SERGEI TCHEREPNIN
Baby Box #2 (Ringing Rock Stages of Production), 2013
Stahl, Kupfer, Transducer, Verstärker, iPod
18 x 18 x 18 cm
Das Objekt Baby Box #2 (Ringing Rock Stages of Production) mit seiner kupfernen Zunge und stählernen Box ist ein Tonskulptur, die gleichzeitig Lautsprecher und Instrument ist. Die Box ist Teil einer Werkgruppe von Soundsystemen, sprechenden Charakteren, die zur Interaktion einladen. Durch die materielle Anordnungen und ihre spezifischen Klänge kann mit Ohr und Körper navigiert werden.
16
JULIA SCHER
For fairness (Pink and Black box), 2019
3-Druck, Baumwollhandschuh
3 × 9.5 × 9.5 cm
Die Box der Künstlerin Julia Scher ist ein Hybrid: Sie hat ihre Wurzeln in Kisten von heute, deutet jedoch auf die Hybridität zukünftiger Bedingungen hin. Sie könnte Unterstützung, Sicherheit und Nahrung liefern, für eine Reihe von Funktionen und Aktivitäten zukünftiger Entitäten. Ihre Konstruktion und Materialität bewegt sich zwischen dem häuslichen (Lagerung, Bewahrung, Schrank und Tisch) und dem terrestrischen: Sie ist gefertigt aus Mineralien, Cellulose, natürlichen Klebstoffen und Farbe. Die Box bewahrt einen weissen Baumwollhandschuh, könnte aber allem Platz geben, was als menschliches Bedürfnis angesehen wird. Das Design unterliegt einem Quellcode und kann mit jedem 3D-Drucker reproduziert werden. Der Code suggeriert bloss einen Anfangszustand von dem neue Funktionen und Bedeutungen abgeleitet werden können.
A hybridity of theme- a unique artwork
A hybridity of making- a formal articulation that celebrates the uniqueness of any making
A hybrid of assembly- a combination usually called montage or collage
It seems built for one hand but can suggest the expression of multiplicity.
Can (anything) work together…as one?
Julia Scher
17
KARIN BORER
Danger, 2018
Angekohltes Holz
43 x 6 x 190 cm
Die dunkle Oberfläche der an der Decke montierten Holzkiste ist karbonisiert, mit Feuer behandelt. Diese traditionelle Technik schützt gegen Insektenbefall. Im Boden und in den Seitenwänden der Kiste sind Schlitze eingelassen. Sie verbinden unterschiedliche Habitate. Die Arbeit von Karin Borer intendiert sich kreuzende Blicke: menschliche und nichtmenschliche. In ihrer Arbeit wird die Kiste zum Register für Sichtbarkeit und Nicht-Sichtbarkeit, dem Verlassenen oder dem Belebten.
18a
DAVIDE STUCCHI
Personal Effects, 2019
Karton, Klebeband
83 x 15 x 15 cm
18b
Infusion d`Iris, 2019
Plexiglas, Parfümverpackung
23 x 17 x 17 cm
19
PHUNG-TIEN PHAN
Lil Emo, 2019
Spielzeug-LKWs, Fotografien in Holz-Sammelvitrinen mit Glas-Schiebescheiben
6-teilig, je 60 x 80 x 9.5 cm
Die Arbeit Lil Emo der Künstlerin Phung-Tien Phan besteht aus sechs handelsüblichen Sammelvitrinen. Fotografien männlicher, internationaler Popstars, Schauspieler, Musiker, Models und Schriftsteller sind wie verdinglichte Stationen des Erwachsenwerdens. Eine spezifische Sammlung stellvertretend für bestimmte fragile Ideen, Erinnerungen, Konzepte und Männerbilder, und auch für einen bestimmte Biografie und ihren sozialen Hintergrund. Die Bilder sind kombiniert mit einer Sammlung von Spielzeuglastwagen, vorwiegend Deutscher Unternehmen und Marken. Sie suggerieren unterschiedliche Formen der kulturellen Identifikation, Männlichkeit und des Erwachsenwerdens. Beide Sammlungen verweisen über die persönliche Aneignung hinaus auf grössere industrielle und infrastrukturelle Zusammenhänge. Pro Vitrine deuten die Objekte Buchstaben an. Angeordnet ergeben sie den Titel der Arbeit: Lil Emo.
20
ADELHYD VAN BENDER
untitled (1–14), 1999–2014
Karton, Metallgriffe und -nieten, Klebeband, Inhalt variierend
je ca. 50 x 37 x 25 cm
Courtesy Delmes & Zander
Ordner und Schachteln sind physische Ordnungsstrukturen innerhalb Adelhyd van Benders Werk, das geprägt ist durch kryptische Systematisierung mit grafischen und wissenschaftlichen Mitteln, Wiederholung und Variation. Vor dem Hintergrund drohender Selbstzerstörung in der Zeit des Kalten Kriegs entwickelte Adelhyd van Bender eine obsessive Faszination für atomare Strahlungen, die ihn bis zu seinem Tod 2014 beschäftige. In seinen unzähligen Zeichnungen wiederholen sich geometrische Diagramme die an Atommodelle, Ordnungen des Universums oder mystische Modelle denken lassen – wie das Sephiroth der Kabbalah. Es finden sich flugkörperartige Konstruktionen, Karten von angeblichen Kernkraftwerke in Deutschland, Pläne für die Stadt Moskau und Strahlenwarnzeichen. Der Status des Inhalts der vierzehn handelsüblichen und unterschiedlich gemusterten Aufbewahrungsschachteln bleibt offen. Bei den oft mehrmals kopierten A4-Blättern, die teilweise leichte Abweichungen vorweisen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Ausgangsmaterial, das zur Weiterverarbeitung gedacht war. In den Schachteln sind auch amtliche Schreiben – auch sie teilweise in Zeichnungen wiederzufinden – Versandkataloge, Zeitschriften und anderes Material.
21
LISA HERFELDT
Lilac Licker 3, 2019
Acrylglas, Nylonstoff, Polyestervlies
45 x 23 x 11 cm
22a
VACLAV POZAREK
Geschlossen, 2016
Holz, bemalt
75 × 71 × 100 cm
22b
Wandrelief halboffen, 2002
Holz bemalt
44 × 72 × 57 cm
Wörter wie geschlossen, halb offen, offen halb offen halb leer oder offen sind wiederkehrende Titel oder Zusätze von Titeln im Werk von Vaclav Pozarek. Sie beschreiben den Zustand eines Objekts. Die Kiste ist ein wiederkehrendes Prinzip in Vaclav Pozareks Skulpturen, Grafiken und Fotografien. Bereits die Transportkisten seiner Arbeiten, vom Künstler selbst gefertigt, wirken wie eigenständige Werke. Die skulpturalen Kisten schaffen Raum, sichtbaren und nicht sichtbaren. Sie kommen ohne Sockel aus und sind meist selbst potenzielle Trägerstrukturen. Vaclav Pozarek entwickelt immer wieder auch Vitrinen, Regale und ganze Ausstellungsdispositive.