In seiner Temperamentenlehre unterteilte Hippokrates’ das menschliche Gemüt in Choleriker, Phlegmatiker, Sanguiniker und Melancholiker. Die Ausstellung L’harmonie des extrèmes thematisiert diese vier Gemüter, jedoch entziehen sich die Werke einer eindeutigen Zuordnung und bleiben ambivalent, so wie der Mensch selbst auch immer eine Mischung all dieser Kategorien in sich trägt.
Malereien von GILLES ROTZETTER machen diese Ambivalenz deutlich. Lustvolle Farben treffen auf dunkle Geschichten, und erst bei genauerem Hinschauen zeigen die Bilder ihre ungemütlichen komplexen Szenarien.
Die Arbeit MyFunerals #4: Cuttings – Vita Activa 8/99-8/14 von JUERG LUEDI ist ein work in progress welches das tägliche «dem Tod entgegen sterben» in einem Ritual sichtbar macht. Zeit und Vergänglichkeit werden sichtbar, und veranschaulichen gleichzeitig Ohnmacht und bewusstes Handeln.
Auch BRIGITTE LUSTENBERGER bewegt sich innerhalb Extremen. Ihre Arbeit zeigt Schönheit und Schmerz gleichzeitig und schwankt so zwischen Ästhetik und Melancholie.
ALINE ZELTNER forscht nach Chancen von möglichem Glück, welches sich im Alltag zufällig realisieren kann. Über längere Zeit hat die Künstlerin Menschen fotografisch erfasst, die dieses Moment als «Menschen, die einen guten Tag haben» widerspiegeln.
SASKIA EDENS Kleider sind als Relikte ihrer Performances ausgestellt. Sie sind begleitet von Fotografien, die die Künstlerin in unterschiedlichen Verfassungen zeigen. Auch hier spielt Zeit eine Rolle, sie erlaubt die Übersetzung vom Gemütszustand ins Visuelle. Ein Abgesang auf eine Generation von sich still schweigend Ergebenden findet sich zur Zeit in der Stadt Bern und im Internet.
Diese Hasstirade, mit der sich CHRISTOPH HESS vehement an die Generation der Vertreter seines Geschlechtes wendet, zeigt sich in der Ausstellung als edler Siebdruck mit der grafischen Gestaltung von MICH MEIENBERG.
CHRISTOPH HESS (1968, Solothurn) ist ausgebildeter ETH Architekt und startete 1998 sein Solo- Projekt Strotter Inst., in dem er mit Plattenspieler seine Musik erzeugt, ohne sich von Ton und Aufnahme, die von etwas anderem oder jemand anders gemacht werden, zu bedienen. Mix-Media Künstler, Musiker und Performer, erhielt er eine Auszeichnung, ein Werkbeitrag und ein Stipendium vom Kanton Solothurn, nahm an verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen teil (wie zum Beispiel 2013 Brachland, Filter 4 in Basel, 2008 im Centre Pasquart oder 2005 im Kunstmuseum Solothurn). Oftmals kollaboriert er mit anderen Künstlern, war Mitglied der Performance Gruppe Veitstanz und aktuell Herpes ö DeLuxe. Mit seinem Projekt Strotter Inst. tourt er weltweit.
SASKIA EDENS (1975, Genève) lebt seit 2002 in Basel. Sie studierte an der EAD école des Arts Décoratifs, Genève und an der ESBA (HEAD) école supérieure des Beaux-arts Genève. Tätig als Performance Künstlerin führt sie ihre Arbeiten weltweit auf, wie, zum Beispiel, Tanz mein Tanz Datanzda, Performance mit Stefanie Grubenman im Tanzhaus Zürich, am KEAF, Korea Experimental Arts Festival, in Seoul, am Internationalen Performance Festival in Berlin, und viele mehr.
GILLES ROTZETTER (1978, Vevey) lebt und arbeitet in Fribourg. Er studierte Kunstgeschichte an der Université de Genève und im Atelier Peter Rösch an der Esba (heute HEAD). Er nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, wie 2013 im Elephanthouse-Sic, Raum für Kunst, Luzern, im Espace Niki de St-Phalle/Jean Tinguely in Fribourg oder 2011 im Istituto Svizzero Roma. 2011 und 2007 erhielt er den Swiss Art Award und 2008 den Kiefer Hablitzel Preis. Seine Arbeit konzentriert sich auf Malerei und Zeichnung.
BRIGITTE LUSTENBERGER, geboren in Zürich, lebt und arbeitet seit 1994 in Bern und New York. Sie studierte Photography und Related Media an der Parsons School of Design New York. Seit 1998 ist sie als Fotokünstlerin tätig und seit 2009 als freie Dozentin und Mentorin an der Hochschule der Künste Bern und Universität Basel.Teilnahme an zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen (unter anderen im Photoforum PasquArt in Biel und im Musée de l’Elysée in Lausanne, letzte Ausstellung 2012 in der Walter Keller Galerie in Zürich). Sie erhielt diverse Preise, Werkbeiträge und Stipendien (wie der International Photography Award New York) und einige von ihren Werken wurden vom Kanton und der Stadt Bern angekauft. Sie ist Vorstandsmitglied in der Kunsthalle Bern und im Photoforum Biel.
MICH MEIENBERG (*1973) lebt und arbeitet in Bern. Er ist Musiker, Grafiker und Mitbegründer des Berner Labels everest records.