Ein veritabler Höhepunkt unserer Reihe Urbane Gerüchte ist die Intervention Poetry makes nothing happen des Künstlers und Architekten RONNY HARDLIZ (Bern/ Rom). Dieses Projekt wird die letzte Ausstellung am jetzigen Standort des Stage Pavillons sein. Indem Hardliz einen 24 Meter hohen besteigbaren Turm aus Gerüstelementen über den Pavillon bei der Lorrainebrücke platziert, ermöglicht er den Besuchern einen ganz neuen Blick auf die komplexe Umgebung der Stadtgalerie. Der Turm macht die Qualitäten dieses zentralen Ortes am Brückenkopf sichtbar und zeigt seine Funktion als Scharnier zwischen verschiedenen Stadtteilen, bzw. unterschiedlichen sozialen Schichten.
Ein Turm steht für die Realisierung unmöglicher Visionen, für Macht und Freiheit zugleich. Der Turm am Lorrainebrückenkopf ist jedoch nicht aus Stein gebaut, sondern existiert als blosse Skizze. Das Gerüst von Ronny Hardliz funktioniert als ein temporäres Wahrzeichen, als offenes Gedankengerüst, das von der biblischen Himmelsleiter zum futuristischen Skycraper reicht und vom Turmbau zu Babel zum Tatlin Tower. Es ist geplant, dass der mobile Stage_Pavillon der Stadtgalerie während der Ausstellungsdauer aus dem Gerüst herausgehoben wird und in den Innenhof des PROGR_Zentrums für Kulturproduktion versetzt wird. Übrig bleibt die Leere, die vom Gerüstturm umschrieben wird. Das Gerüst und die Leere an einer Stelle, an der sich schon mehrmals städtebauliche Visionen in Nichts aufgelöst haben, stellen die Frage: Was wäre, wenn…?
Der Projekttitel Poetry makes nothing happen stammt aus W.H. Audens Gedicht In memory of W.B. Yeats, in dem die Poesie gepriesen wird als eine Kraft, die aus dem Nichts heraus Grosses schafft: «…it survives, a way of happening, a mouth». Das Gerüst selbst ist ein grosses Happening und wird zum poetischen Sprachrohr für verschiedenste Gerüchte und Ideen. Während der Ausstellungszeit werden Performances, Führungen, Präsentationen und Events stattfinden, die den Turm und seinen Standort immer wieder mit neuen Bedeutungen aufladen. Zur Eröffnung treten Heinrich Lüber, Isabelle Krieg, Chantal Michel und Norbert Klassen mit Performances auf. Im Pavillon und am Turm werden Videoarbeiten und Installationen von Bernhard Huwiler/Jürg Curschellas, Peter Aerschmann, Frederik Post und Patrizio Travagli gezeigt, die sich spezifisch auf den Umraum beziehen.
Eine strahlende Fruchtbarkeitsgöttin wird den Turm einweihen, Engelsbotschaften werden hier empfangen und wilde Flüche in verschiedenen Sprachen ausgesandt. Die Firma für Soziale Plastik wird ein neues Manifest veröffentlichen und unter dem Motto «Roter Stern» findet eine Musikparty statt. Wir laden alle Schwindelfreien herzlich ein!