Remo Stoller
Plethóra
30.08.–19.10.2024
Ausgangspunkt von Remo Stollers Arbeiten ist seine Sammlung von Bild- und Textdokumenten unterschiedlichen Ursprungs: Bildergeschichten aus der eigenen Kindheit und Jugend, Illustrationen aus antiquarischen Büchern oder vorgefundene Materialien aus Medien, Werbung und Popkultur. Sein Interesse gilt den Erzählungen, den industriellen Bildproduktionsverfahren, dem gesellschaftlichen Zeitgeist sowie dem damit verbundenen Unbehagen, die diesen medialen Erzeugnissen eingeschrieben sind. Mittels künstlerischer Untersuchung und behaupteter Systematik schafft Remo Stoller eine Übersetzung und Distanznahme zu den Ausgangsbildern. Gleichzeitig ist es der Versuch der Wiederaneignung einer Lebenswelt und der fabulativen Neuinterpretation von bestehenden Erzählungen.
Für seine bisher grösste Einzelausstellung in der Stadtgalerie Bern entstanden ausgehend von diesem umfangreichen Materialfundus eine neue Videoarbeit, Objekte und Installationen, die das Bild, den Bildträger sowie deren technische Vervielfältigung in ihrem komplexen Zusammenspiel beleuchten.
Mit dem Ausstellungstitel Plethóra bezieht sich Remo Stoller auf die Masse von medialen Bildern, die uns täglich begegnen. Dem Griechischen entlehnt, bedeutet Plethóra «Fülle» oder «Überfülle». Damit beschreibt Remo Stoller den Versuch, die Komplexität der Welt mittels Sprache und Bilder zu erfassen – ein Unterfangen, dass stets bruchstückhaft bleibt, von einer momenthaften Bestandesaufnahme zeugt und mit zeitlicher Distanz bereits wieder frag- und kritikwürdig erscheint.
Publikation
Begleitend zur Ausstellung erscheint Remo Stollers künstlerische Publikation ORINOKO. Sie greift die Idee eines Ausmalheftes auf und umfasst rund 80 schwarz-weiss Abbildungen. Dabei handelt es sich um Übersetzungen von Motiven aus Stollers Bildsammlung zum Themenbereich der Reiseberichte und Abenteuergeschichten. Diese übersetzt Stoller mit einer eigens dafür entwickelten Zeichenmaschine in händisch anmutende Filzstiftzeichnungen. Dadurch werden die Ausgangsbilder schablonenhaft abstrahiert, ihre oft stereotypen Figurenkonstellationen und Bildaussagen werden offengelegt. Durchsetzt von fingierten Flyern für zukünftige Ausstellungen wird auch die eigene künstlerische Arbeit fiktionalisiert. Der Künstler schreibt sich selbst in die Sphären seiner Bildwelten ein und eignet sich diese kritisch wie spielerisch an.
Biografische Angaben zum Künstler
Remo Stoller schloss seinen Master in Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern ab. Bisherige Ausstellungen u.a. bei Kurator*in in der *Altefabrik, im Rahmen der Cantonale Berne Jura, den Swiss Art Awards oder der PLAT(T)FORM im Fotomuseum Winterthur. Remo Stollers Schaffen wurde mit Werkbeiträgen von Stadt und Kanton Bern ausgezeichnet, sowie dem Atelierstipendium für die Cité internationale des arts in Paris. Remo Stoller lebt und arbeitet in Bern.
