Die Mittel erscheinen am Anfang fast plakativ: In den beiden Ausstellungsräumen der Kellergewölbe der Stadtgalerie stapeln sich in unterschiedlichen Höhen fabrikneue Autoreifen für Pkws. Das Licht kommt von gewöhnlichen Baustrahlern, die auf dem Boden stehen und dramatische Schlagschatten werfen. Nur im hinteren Raum liegt ausserdem ein einziger Lkw-Reifen, in dessen Mitte sich eine Luminglasscheibe befindet, die auf Schallwellen reagiert. Split, kleine, scharfkantig gebrochene Steine, sind unregelmässig auf dem Boden verteilt, die Reifenstapel versinken leicht darin. Zudem befindet sich in der hinteren linken Ecke im ersten Raum noch ein Stapel Kühlakkus, mit denen man gewöhnlich Kühltaschen bestückt. Beherrscht wird die ganze Szene von einem laut pochenden Ton: sein permanenter Rhythmus lässt bei jedem Schlag auf der Luminglasscheibe Linien erscheinen, die an Gewitterblitze erinnern. Die gesamte Situation provoziert Vermutungen nach tiefgründigen und metaphorisch aufgeladenen Inhalten, und gleichzeitig wird eine irritierende konzeptuelle Distanz spürbar, die das Ganze auf den Prüfstand einer Analyse zu stellen scheint.
GERT RAPPENECKER (*1956) beschäftigt sich in seiner Malerei, den Installationen und Zeichnungen immer wieder mit verschiedenen Klischees und Bildern «inhaltlicher Wahrhaftigkeit» und «authentischer Erscheinungsformen». Das Spannungsfeld zwischen dem, was man zu sehen und zu empfinden glaubt, und einem tatsächlichen Gebrauch verschiedener Mittel bestimmt im Wesentlichen seine Arbeiten. Und dies nicht zuletzt deshalb, weil sich in dieser Spannung grundsätzliche aktuelle Themen der Medialisierung und Kommerzialisierung verdeutlichen. Rappenecker stellt das sogenannte Authentische produktiv auf einen Prüfstand und widmet sich mit unterschiedlichen Surrogaten einem permanenten Wechsel zwischen Entlarvung und Verrätselung. Dennoch erscheinen seine Arbeiten immer tiefgründig und mehrdeutig, und das vielleicht auch gerade deshalb, da sie eine Entscheidung zwischen beiden Zuständen nicht als Lösung anbieten. Rappenecker möchte keine Gegenwelt produzieren, denn es wäre naiv zu glauben, dass es in unserer multimedialisierten Welt noch um die Annahme einer sogenannten wirklichen Realität ginge, von der aus überhaupt so etwas formuliert werden könnte wie «Gegenwelt». Vielmehr interessieren ihn Verschiebungen, die starke Empfindungen und herkömmliche Sichtweisen produktiv attackieren. Somewhere not here erzählt eine aktuelle und somit heterogene Geschichte über die Suche nach physischer Realität als mögliches Zeichen für die letzte Bastion realer Umgangsformen.