Die Luzerner Künstlerinnen MARIANNE HALTER (geb.1970) und SUSANNE HOFER (geb.1970)* entlarven Filmklischees, indem sie die bekannten Genres mit karikierenden Verfremdungen durchsetzen. In der Videoarbeit Ich werde Dich nicht enttäuschen zum Beispiel intonieren die beiden Künstlerinnen bekannte Männerdialoge aus Tom Cruise-Filmen. Oder sie unterlegen ihre eigenen alltäglichen Verrichtungen, wie die gemeinsame Vorbereitung des Abendessens und den Abwasch, mit verschiedenen Tonspuren des allabendlichen TV-Programms, so dass die BetrachterInnen vom Softporno bis zum Krimi switchen können («Es könnte ewig so weitergehen»).
In ihrer neuen Installation in der Stadtgalerie kann jede/r Besucher/In einen eigenen Film kreieren. Auf dem Galerieboden breitet sich ein Filmset aus, das aus dem begehbaren verkleinerten Modell einer Stadtlandschaft besteht: eine Strasse mit Laternen, Häuserparzellen, eine Mobil-Tankstelle, eine Müllverbrennungsanlage. Das nächtliche Setting, das in fahles Mondlicht getaucht ist, wurde behelfsmässig arrangiert. Alles ist hand made: Häuser aus Pappe und Plastikfolie wurden auf Wolldecken platziert, Parkplätze, Vorgärten, Sträuchern etc. sind aus Klebeband, Plastik und Abfallmaterialien zusammen gebastelt. Aus den Fenstern der Modellhäuser dringt Licht. Zusätzlich wird die Szenerie durch projizierte Texte beleuchtet, die alltägliche und dramatische Geräuschkulissen beschreiben: «Vogelzwitschern», «Motor startet», «Ausserirdisches Kreischen», «Elektrisches Knistern», «Hubschrauber nähert sich». Es handelt sich um Untertitel für Gehörlose, die aus Blockbuster-Filmen wie Blade Runner, James Bond oder Independence Day stammen. Die angedeuteten Handlungen könnten irgendwo auf dieser Welt auf den Fernsehschirmen oder im real life stattfinden. Eine lautlose heillose Kakophonie, die im eigenen Kopf gesampelt werden kann. Als mentale Flaneure können die BetrachterInnen die Strassenseite wechseln, von der Gartenparty zur Kriegskatastrophe, aus der Schweizer Kleinstadtidylle zur amerikanischen Metropole. Die Spannung entsteht aus der zufälligen Assoziation der einzelnen Splitter, der Aktivierung von Erinnerungen und der Neuverknüpfung von Wahrnehmungen, so dass sich Reales, Imaginäres und Symbolisches miteinander verbinden.
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