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Warme Befeuchtung
Haruko, Josef Loretan
18.03.–16.04.2004

Seit einiger Zeit treten HARUKO und JOSEF LORETAN gemeinsam auf, so an der Weihnachtsausstellung 2002 in der Kunsthalle Bern. Haruko (*1962) studierte an der HGK Zürich und lebt in Zürich, Josef Loretan (*1962) studierte bei Rückriem an der Städelschule in Frankfurt und lebt in Bern. Eigentlich arbeiten die Künstler mit Objekten und Installationen, kreieren science-fictionartige luftgefüllte Räume und skulpturale Deckenobjekte. Um ihre Ausstellung Warme Befeuchtung in der Stadtgalerie vorzubereiten, belegten die Künstler jedoch einen Malkurs in Ölmalerei, um die wet on wet – Methode eines berühmten amerikanischen Maler-Gurus zu erlernen, der schon Millionen von Schülern mit dem nötigen Malwerkzeug, Anleitungsbüchern und Videos ausgestattet hat. Der Werbeprospekt verkündet, dies sei «eine Kunst für jedermann, die die Menschen glücklicher machen soll, indem sie als potente Maler ihre eigene Kreativität entdecken und ihre eigene Welt erschaffen».

In einem Demonstrationsvideo, das in der Stadtgalerie gezeigt wird, tritt der Instruktor mit freundlich einlullender Stimme auf und macht seinen Anhängern Schritt für Schritt vor, wie eine Leinwand mit wenigen Strichen und Tupfern im Nu mit «heiteren Wölkchen» oder «fröhlichen kleinen Bergen» verziert werden kann. Haruko und Loretan haben die Rolle von Amateurkünstlern angenommen und sich willig dem «Joy of Painting» hingegeben. Wochenlang haben sie geübt und in verschiedenen Variationen Kopien von Bildern von konstruierten Naturidyllen angefertigt, die den Anschein von künstlerischen Werken vermitteln sollen. Tatsächlich entsprechen die kitschig «schönen» Landschaftssurrogate, die im Stil hart an der Geschmacksgrenze bleiben, sehr genau den «USA’s Most Wanted Paintings», die das russische Künstlerpaar Komar und Melamid per repräsentativer Umfrage in der Bevölkerung ermittelt hat.

In ihrer Installation im Stage-Pavillon haben Haruko und Loretan eine handgemalte Kopie an die andere gereiht, so dass ein ganzes Raumpanorama aus den Malvorlagen entstanden ist, vom deep forest lake zu den peaks of mystery. Der illusionäre Effekt eines weiten Horizontes wird dadurch abgemildert, dass sich nur ein schmaler Bilderstreifen über Wände und Glasfenster zieht. Die kosmische Weite wurde aufs niedliche Kleinformat gebracht, der Exotismus fremder Welten durch die stereotypen Motive gezähmt, die an Disneywelten erinnern. Im Zentrum des Raumes stehen zwei futuristische Luftbefeuchter. Aus ihren Düsen strömt ein Hauch von Morgentau, der sich als zusätzlicher künstlicher Film über die eigene kritische oder romantische Wahrnehmung legt. Sehr schnell verschwimmen die Massstäbe zwischen Kunst, Kitsch und Kommerz, unechten Gefühlen und wahren Sehnsüchten.

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