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Nina Wakeford
Concrete Comeback ⚣⚢ Arms Are For Linking
18.05.–06.07.2024

Eine metallene Tür in einer Mauer. Sobald du sie öffnest, leuchtet blaues Licht auf. Du gehst weiter durch eine schwere Panzertür aus Beton. Der darauffolgende Raum ist in vertrauten Farben gehalten, häuslich, aber nicht zu häuslich. Hinter einer Scheibe befindet sich die Réception. Hier meldest du dich an. Name? Alter? Geschlecht? usw. Laminierte Blätter informieren dich. Denken sie, dass du kontaminiert bist? Gehe links, wenn du eine Frau bist, oder rechts, wenn du ein Mann bist. Deine persönlichen Sachen entsorgst du in der dafür vorgesehenen Luke. Hinter den Duschen liegt die Umkleidekabine, wo du neue Kleider findest, entsprechend deiner Grösse und deinem Geschlecht. Jetzt bist du in der Schutzanlage. Du bist Schweizerin oder Schweizer.


«There might be some usefulness in lulling individuals in the heteropatriarchy by pretending we are not dangerous to them»
Es könnte nützlich sein, die Menschen im Heteropatriarchat einzulullen, indem man so tut, als wären wir nicht gefährlich für sie

Das ist die Ausstellung. Ihre Architektur folgt einem idealtypischen Schutzraum. Dieser könnte aber auch durch eine Subkultur umfunktioniert worden sein. Die Szenographie erinnert an das Museum des Bletchley Parks oder an andere Formen der musealen Wissensvermittlung. Concrete Comeback ⚣⚢ Arms are for Linking erzählt unter anderem von Verdacht und Misstrauen, wie sie während des Kalten Kriegs verbreitet waren. Ein Misstrauen, welches sich auch auf die Faktizität der vermittelten Archivalien in der Ausstellung überträgt. Bevor du in die Struktur eintauchst, wirst du mit einer Reihe von Fragen konfrontiert. Verstehst du die codierte Sprache? Kennst du die Antworten?

Daneben läuft der in Bern gedrehte, wegweisende Film Bar jeder Frau (1991) der Regisseurin Katrin Barben. Alle zwanzig Minuten hallt der Pfiff einer Trillerpfeife durch den Raum, die ein Berner Mann, spätestens seit dem Homosexuellen-Register, stets bei sich trug, um vor der Polizei zu alarmieren. Im hintersten Raum berichten zwei Frauen aus dem Greenham Common Women’s Peace Camp über ihre Erfahrungen in einer Schutzraumanlage in Genf. Aus der Jukebox nebenan dringt eine Stimme. Ingo Swann spricht zu dir. Wieder. Die Arbeit stammt von Gianmaria Andreetta und Public Universal Frxnd, die damit eine Verbindung schaffen zu einer vergangenen Ausstellung im Programm der Stadtgalerie, die sie zusammen mit Nina Wakeford und Luca Beeler realisiert haben: Being a faggot-spaceman I am awesome., über den Künstler, Autor, Hellseher und Spion Ingo Swann.

Anmerkungen zur Künstlerin:
Die Künstlerin und Soziologin Nina Wakeford geht oft vom «unfinished business» vergangener Zeiten aus. In den letzten fünfzehn Jahren hat sie sich mit den 1980er Jahren und ihren sozialen Bewegungen sowie mit den Herausforderungen befasst, die sich aus der Wiederbelebung der Energien ergeben, die diese Bewegungen geschaffen haben. Ihre Arbeiten und Ausstellungen beschäftigen sich mit der Ambivalenz, die diese Rückbesinnung hervorrufen kann. In ihrer Ausstellung in der Stadtgalerie konfrontiert sie die Familien- und Sicherheitspolitiken des Kalten Kriegs und ihre Infrastrukturen mit Objekten, Archivmaterialien und aktuellen Stimmen und Erinnerungen von LGBTQ+-Menschen aus Bern. Archivalien und Interviews werden durch die Künstlerin anonymisiert, ediert und wiedereingesprochen. Sie macht die Stimme zum Material ihrer künstlerischen Praxis. Concrete Comeback ⚣⚢ Arms are for Linking ist ein assoziatives Spiel mit den Parallelen und Interdependenzen von Lebenserfahrungen von LGBTQ+-Menschen, ihren Kämpfen um Freiheit und Emanzipation, und den Politiken der zivilen Landesverteidigung der Schweiz (und darüber hinaus) während des Kalten Kriegs. Dabei versteht sie die heterosexuelle Kernfamilie, Landesverteidigung und Schutzräume als sich überschneidende, geronnene Politiken dieser Zeit mobilisierter Ängste.

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