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Sans titre (paramètres composés) / Sans Paramètres (composition agile)
Mohéna Kühni mit Anja Braun, Livia Di Giovanna, Maia Gusberti , Rebecca, Karen Amanda Moser, Annaïk Lou Pitteloud, Miriam Sturzenegger und Maria Tackmann
24.02.–25.03.2017

Sans titre (paramètres composés) ist eine Weiterführung des Austauschs zwischen MOHÉNA KÜHNI und den eingeladenen Künstlerinnen, der 2015 im Rahmen von zwei Ausstellungen im Kunstmuseum Thun und im Kunstraum Standard Deluxe in Lausanne begonnen hat. Während des Aufbaus in Thun führte Kühni mit allen Künstlerinnen Interviews zu deren Arbeitskonditionen, die sie anschliessend als abstrakte Toninstallation in Lausanne präsentierte. Der bisherige Austausch erfährt in der Stadtgalerie eine Fortführung in Form einer konkreten Zusammenarbeit. Seit Herbst 2016 trafen sich die Künstlerinnen regelmässig um zusammen Beiträge, Eingriffe und Kooperationen zu beschliessen: Sei dies indem sich die Werke gegenseitig tangieren, sich erweitern oder einander ein Gegenüber sind.
Als gemeinsame Komposition innerhalb dieses kollektiven Prozesses steht die zusätzliche, von den Künstlerinnen gestaltete Einladungskarte, welche als Edition von 222 Exemplaren Teil der Ausstellung ist. Der gespiegelte Grundriss der Stadtgalerie zeigt eine imaginäre Projektion einer möglichen Ausstellung. Auf die Beweglichkeit der Werke verweist auch der weiterentwickelte Ausstellungstitel: Sans Paramètres (composition agile).

Mit den Arbeiten /, || und – – – bespielt MOHÉNA KÜHNI (*1984 in Morgins, lebt und arbeitet in Bern) die Räumlichkeiten der Stadtgalerie mit Elementen aus massivem Zedernholz. Entstanden sind die raumspezifischen Skulpturen in Zusammenarbeit mit der Schreinerin Andrea Nyffeler. Die Objekte bestehen aus mehreren modulartigen Bestandteilen, die ineinandergreifen, aufeinander aufbauen oder sich gegenseitig stützen. Der modulare Charakter der Arbeit wird durch kleine Holzkeile aufgegriffen, welche die einzelnen Teile miteinander fixieren. Diese wirken im Gegensatz zu den Balken provisorisch und unterstreichen die Idee einer agilen Skulptur, die sich auch anders zusammensetzen liesse. An Kühnis Werken angedockt befinden sich die von ANJA BRAUN (*1985 in Freiburg i. Br., lebt und arbeitet in Basel) und WENDELIN SCHMIDT-OTT (*1978 in Köln, lebt und arbeitet in Basel) platzierten Satelliten. Mit Resonatoren untersuchen sie die Klangräume der Skulpturen. Durch die musikalischen Schwingungen wird die Eigenresonanz der Objekte angeregt und somit zum Klingen gebracht. Die komponierte Klanglandschaft setzt sich aus zwei Quellen zusammen und umschliesst die Räumlichkeiten als akustischer Kreis.

Brauns Ohne Titel, eine Kugel aus stark eisenhaltigem Sand, breitet sich durch das zu Boden-Fallen kreisartig aus. Ein im Innern platzierter Magnetkern hält den Sand zusammen, so dass beim Fallen gleichzeitig die Magnetkraft und die Schwerkraft sichtbar werden. Während die durch den Aufprall verursachte Explosion eine Sandwolke um den Ball anordnet, bewirkt der Magnet eine Implosion, welche die Partikel an sich zieht. Durch die Kombination der beiden Materialien entsteht ein beweglicher Zusammenhalt, ein Begriff der sich sinnbildlich auch auf das Zusammenkommen der verschiedenen Positionen innerhalb der Ausstellung anwenden lässt. Auf die Situation der Zusammenarbeit übertragen lassen sich auch die Zeichnungen von KAREN AMANDA MOSER (*1988 in Thun, lebt und arbeitet in Antwerpen und Bern). Die Arbeit Sphere of influence, die in der Ausstellung einmal auf einen der Bürotische und einmal auf einen Raum angewandt wird, besteht aus einer Kombination zweier sich überlappender Zeichnungen. Deren Linien leiten sich von den Wandlängen ab, welche die Künstlerin auf der Fläche auslegt. Die entstehende und von beiden Zeichnungen beanspruchte Zone markiert den Moment der gegenseitigen Beeinflussung.

Mosers Arbeit My word against yours manifestiert sich als zusätzlich im Saalplan eingezeichnete Wand, die im realen Ausstellungsraum jedoch nicht zu finden ist. Die Künstlerin erweitert den Ausstellungsraum durch die Ebene der Vorstellung und widerspricht der scheinbaren Gültigkeit eines Saalplans. Als im Raum präsentes, jedoch verschlossenes Objekt, erinnert die Arbeit Möbel von REBECCA (*1986 in Bern, lebt und arbeitet in Bern) in ihrer Form an ein Bett. Mit dem Titel unterstreicht die Künstlerin die potentielle Funktion des Objekts, die es durch seine Verglasung jedoch verweigert. Als Verweis auf den Zustand der Schlaflosigkeit gelesen, bedeutet das Objekt eine Art Gedankenraum, in dem die Imagination passiert, jedoch (noch) nicht in die Realität entweichen kann. Den Text meublé de vides präsentiert MIRIAM STURZENEGGER (*1983 in Zürich, lebt in Bern, arbeitet in Emmenbrücke) als gerahmte Zeichnung. Die Worte rufen nach einem gemeinten Raum, der in der Vorstellung existiert. Mit der Formulierung eines Raums, in dem die Leere zur physischen Grösse wird, scheint die Arbeit sich selbst zu kommentieren.

Sturzeneggers Arbeit Arisses bildete sich parallel zur Produktion architektonischer Elemente. In den Leerstellen einer Gussschalungskonstruktion entstanden zahlreiche kleinere Formteile, die ebenso spezifisch wie unvollständig sind und auf eine abwesende zugehörige Form verweisen. In ihrer gesammelten und bereitgestellten Form bedeuten sie eine Ausgangslage für eine mögliche neue Konstruktion, Fragmente einer neu zu denkenden Linie oder einer noch unbekannten Anordnung im Raum.

Die Arbeit Limit of Control von ANNAÏK LOU PITTELOUD (*1980 in Lausanne, lebt und arbeitet in Antwerpen und Bern) zieht sich als 37 Meter lange Linie durch die Ausstellung. Das weisse Kreideband teilt sich durchgehend in zwei Seiten: in ein klare, präzise und ein ungenaue, offen auslaufende. Als duales Zeichen verkörpert es sowohl Kontrolle und Entscheidung als auch Zufälligkeit.

In Video ordnet LIVIA DI GIOVANNA (*1984 in Bern, lebt und arbeitet in Bern) auf das Filmformat 16:9 zugeschnittenes Fundmaterial in einer Reihe an, wobei im Gegensatz zum Film die Künstlerin die Bilder vertikal anordnet. Jeden Tag wird das hinterste Element an das vordere Ende der Reihe gesetzt. Das Werk bewegt sich dabei während der Ausstellungsdauer ähnlich eines manuell abgespielten Films durch den Raum, wobei das Bild – obwohl die meiste Zeit stillstehend – konstant auf die Bewegung verweist. Ausgehend von einer grossen Sammlung gefundenem, natürlichem und weiterverarbeitetem Material fügt MARIA TACKMANN (*1982 in Wattenwil, lebt und arbeitet in Karlsruhe) Elemente zu Kompositionen zusammen. In Composition (paramètres agiles) reduziert die Künstlerin den Raum für die Komposition auf ein Bild. Dieses definiert sich durch einen Bildrahmen, der aus dem Restholz von Kühnis Arbeit entstand und der sich in seinem Format auf das Seitenverhältnis eines Raumes in der Ausstellung bezieht. In ihrer variablen Komposition greift Tackmann fragmentarisch Materialien der Ausstellung wieder auf und stellt sie in einen neuen Zusammenhang.

In Re-cadrement(s) hängt MAIA GUSBERTI (*1971 in Bern, lebt und arbeitet in Brüssel und Bern) die vier Seiten eines Bildrahmens so verteilt in die Räume, dass von einem bestimmten Punkt im hintersten Raum mit Blick zurück der Rahmen als Ganzes wahrgenommen werden kann. Mit der Bewegung und der Position der Betrachterin fällt der Rahmen visuell wieder auseinander und die klaren Grenzen von Bildinhalt und Rahmen lösen sich auf. Mit der Verwendung eines alten Rahmens führt die Künstlerin eine frühere Arbeit zum Thema der Rahmensetzung fort und greift die Frage der Austauschbarkeit des Bildes und dessen Grenzen wieder auf.

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