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uberall…everywhere
Tobias Zimmermann & Electro Bob
18.01.–08.03.2002

«Wie kann man noch wirklich leben, wenn es kein Hier mehr gibt und wenn alles jetzt ist?» fragt Paul Virilio in seinem Buch Fluchtgeschwindigkeit, in dem er die Auswirkungen der telematischen Gesellschaft analysiert. Einen Ausweg sieht er in der Kunst, die Lücken in die funktionierenden Apparate schlägt. Die erste Ausstellung im Jahr 2002 in der Stadtgalerie wird von zwei jungen Künstlern gestaltet, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Ausweitung der fassbaren Raum- und Zeitkoordinaten befassen.

CHRISTIAN SCHÜRER (*1975, lebt in Biel) betreibt die Firma Electro Bob, die das Navigationssystem Everywhere entwickelt hat. «Everywhere – das komfortable Navigationssystem kann mit seiner Grösse von 0.8 mm an jedem beliebigen Ort Ihres Körpers als bequemes Implantat getragen werden und wird Sie mit nützlichen Tipps zum gewünschten Ziel führen». So lautet der einleitende Satz aus dem täuschend echten Werbeclip. Der Künstler tritt selbst als Vorzeige-Anwender des Apparates auf, der mit dem satellitengesteuerten Datenchip seine Körperfunktionen kontrolliert und die Standorte seiner Partner oder Verfolger überwacht. Electro Bob nutzt die Stadtgalerie als Infozentrale. Hier kann man Bestellformulare ausfüllen für das Implantat und endlich «zu einem unabhängigen Menschen werden». In einer Zeit, in der das Internet sich in ein «Evernet» verwandelt, in der Medienprothesen wie das Handy oder Notebook immer unabdingbarer werden, und in der Kriege und Katastrophen elektronisch gesteuert werden, erschrecken die karikaturhaften Szenarien der Firma Electro Bob mit ihrer Wirklichkeitsnähe.

TOBIAS ZIMMERMANN (*1976, lebt in Bern) hat Figuren entworfen, die keine definitive Auskunft über ihre Herkunft und Ziele geben. Seine phantastische Welt existiert im uberall und wird von einer Gruppe von Chip-Gypsies bevölkert. Diese ausgeklinkten Wesen präsentieren sich in verschiedenen Epochen und Landschaften. Sie tauchen als Lichterscheinungen auf, die sowohl an märchenhaft archaische Szenerien erinnern wie an Science-Fiction-Filme. Immer wieder ist es der Künstler selbst, der sich auf seinen fotografischen Inszenierungen und in seinen Performances verwandelt: als Tobibi von Phern tummelt er sich im Wasser, als Cyberschamane sitzt er beim Feuer, als Ubiri liegt er in der Erde: «Meine Figuren sind unterwegs durch Raum und Zeit, um auf die kybernetische Degeneration aufmerksam zu machen…»