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Zeit geht vorbei
Nino Baumgartner, Simone Zaugg
15.05.–04.07.2009

Nino Baumgartner legt eine Situation an, die am Tag der Vernissage noch unvollständig ist. Sie besteht aus unzähligen, mit Bitumen bearbeiteten Holzlatten, die zwischen Decke und Boden eingeklemmt sind. Ein Fernseher, ein skulpturaler Sockel, der ein grosses Wasserglas trägt, und ein Steinelement sind weitere Exponate. Am Tag der Ausstellungseröffnung begibt sich der Künstler auf eine Reise durch Europa. Einem Seismographen ähnlich erfasst der Künstler Landschaften und Städte von San Sebastian bis Reykjavik. Die Zeichnungen und Videos, die unterwegs entstehen, sendet er in die Loge, wo sie in die Installation des Künstlers eingefügt werden. Nino Baumgartner lässt so sein Dispositiv in der Loge sukzessive aus der Ferne wachsen. Mit dem Choreographen Dominik Locher entwickelt der Künstler für die Vernissage eine Performance. Diese Performance bringt Wasser aus dem Brunnen im PROGR-Hof in ein Glas, das auf dem Sockel steht. Dieses Glas Wasser wird am 20. Juni in die Aare gegossen. Es fliesst darauf in den Rhein und erreicht fünf Tage später Rotterdam, wo sich der Künstler zu diesem Zeitpunkt aufhält. Er füllt das Wasser, das von Bern kommt, wieder in einen Behälter und schickt es zurück in die Loge, wo es wieder auf der Skulptur seinen Platz einnimmt. Herde und Wasser ist der Titel dieser Arbeit.

Die Installation Wintermäntel im Sommerschlaf der Künstlerin Simone Zaugg steht der ephemeren Situation Nino Baumgartners gegenüber. Ihre Installation besteht aus drei Elementen: Aus einer Garderobe, die 30 Wintermäntel umfasst, einem Archiv, das mit 30 CDs bestückt ist, und einer Sitzbank. Die geliehenen Wintermäntel stammen aus dem Privatbesitz, von Menschen, die der Künstlerin vertraut sind, und jede CD beinhaltet eine Reisegeschichte, die einem Mantel zugeordnet werden kann. Der serielle Aspekt, der durch die Nummerierung der einzelnen Kleidungsstücke entsteht, steht in einem Spannungsverhältnis zum privaten Raum, in den man über diese dokumentierten Erlebnisse eintauchen kann. Das Spektrum an Reisegeschichten beinhaltet alles von alltäglichen Ortswechsel über interkontinentalen Reisen bis zu Expeditionen durch ganze Lebensabschnitte. Die Künstlerin dokumentiert vergessene Erinnerungen, die mit gereisten Kleidungsstücken verbunden sind und lässt sie so in ihrer Installation wieder hör- und sichtbar werden. Sie nimmt die Besucher mit auf Reisen in die Privatsphären fremder Menschen. Die Diskrepanz zwischen privater und öffentlicher Identität wird sichtbar.

In der Ausstellung Zeit geht vorbei trifft die Expedition in eine unbekannte Zukunft auf eine Reise in die dokumentierte Vergangenheit. Die Arbeiten der beiden Künstler bedingen sich gegenseitig und ihre Anordnung und Dichte im Raum lassen eine Überschichtung an realen und imaginären Bildern entstehen.

Simone Zaugg (*1968 in Bern) lebt in Berlin und Bern. Nach dem Studium in Bern und Kassel war sie Artist in Residence in New York, Rom und in verschiedenen deutschen Kleinstädten. Sie pendelt mit ihrer multimedialen Arbeit zwischen Kunst und Alltag, zwischen Peripherie und Zentrum, aber auch zwischen Installationen, Medieninterventionen und Bildern. Sie tastet zeitliche Topographien ab, bewegt sich in Grenzgebieten und macht diese für einander durchlässig. Die Künstlerin macht ihre Aktionsfelder zu Orten der Kunst. Passagen des Lebens werden dem Profanen entrissen und erhalten im Kunstkontext eine neue Wertigkeit.

Nino Baumgartner (*1979 in Bern) lebt in Zürich. Er studierte an der Hochschule der Künste in Bern. Der Künstler ist an der Präsenz der Skulptur interessiert, welche sich in Beziehung zu Raum, Körper und Materialität setzt, und untersucht deren physikalische Grenzen. Er lotet in seinen Projekten die Schnittstellen zwischen performativer und bildhauerischer Arbeit aus. Der Künstler nutzt die räumlichen Begrenzungen des Ausstellungskontextes als Erweiterung seiner Arbeiten und macht sie so zu „Komplizen“ seiner skulpturalen Interventionen.

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Kuratiert von Damian Jurt

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